
Die Vergangenheit ist nicht zu fern – Jugend und Strafe in der NS-Zeit und heute - Ein Themenabend im Petershof
Rundgang über den Petershof
Der Petershof ist ein denkmalgeschützter Vierkanthof, der von der Genossenschaft Machbarschaft Köln eG zu einem selbstverwalteten Wohn-, Kultur- und Quartiersprojekt umgewandelt wird. Während des Nationalsozialismus war hier eine Reiterstaffel der Kölner Hitlerjugend stationiert, insofern gibt es sehr direkte Verbindungen zum Thema des Abends. Bei der Führung über den Hof loten wir das Spannungsfeld eines Ortes aus, der an die Vergangenheit erinnern und zugleich transformative Praxen der Gegenwart stärken will.
Mehr Informationen zum Projekt: www.petershof.org / @petershof.koeln
"Zuchtmittel" und "schädliche Neigungen": NS-Kontinuitäten im Jugendstrafrecht und in den Perspektiven auf Jugend
Bis heute sind Teile des gesellschaftlichen Zusammenlebens von Kontinuitäten der NS-Zeit gezeichnet. Das betrifft das deutsche Verständnis von Erziehung im Allgemeinen und die Erziehung im Kontext des Jugendstrafvollzugs im Besonderen, was sich etwa in Begrifflichkeiten und aus der NS-Zeit übernommenen rechtlichen Grundlagen zeigt. So wird bis heute in jungen Menschen, die vor Gericht stehen, nach sogenannten schädlichen Neigungen gesucht, die das strafrechtlich relevante Verhalten begründen sollen; der Umgang steht im Widerspruch zu demokratischen Ideen von Erziehung und Entwicklung. Im Rahmen der Veranstaltung ergründen Lisa Tölle, Jan Tölle und Michèle Winkler die NS-Kontinuitäten im Jugendstrafrecht und die gesellschaftliche Perspektive auf Jugend, die sich darin spiegelt. Gemeinsam wollen wir tradierte Linien in aktuellen Jugendkriminalitätsdiskursen erhellen, diskutieren und über Alternativen nachdenken.
Moderiert wird das Gespräch vom AKJ Köln.
Der Themenabend ist eine Kooperation des Komitees für Grundrechte und Demokratie, dem EXIT-EnterLife e.V., dem AKJ Köln und dem Petershof.
Die Beteiligten:
Dr. Lisa Tölle ist Kriminologin und Sonderpädagogin. An der pädagogischen Hochschule Freiburg beschäftigt sich in ihrer Forschung mit staatlichen Reaktionen auf abweichendes Verhalten.
Jan Tölle ist Supervisor (DGSv) und Geschäftsführer von EXIT-EnterLife e.V., einem Träger für emanzipatorische Bildung für junge Menschen in Haft. Aus abolitionistischer Perspektive setzt er sich kritisch mit Strafen und Gefängnis auseinander.
Michèle Winkler arbeitet als Politische Referentin im Komitee für Grundrechte und Demokratie, mit einem Fokus auf die Kritik staatlicher Gewaltinstitutionen, insbesondere die Polizei.
Der AKJ (Arbeitskreis kritischer Jurist*innen) Köln ist eine bundesweit vernetzte rechtspolitische Hochschulgruppe, die sich aus einer kritischen Perspektive mit dem Recht auseinandersetzen.
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