30. Jun 2021© dpa
Europa / Polizeigewalt / (Anti-)Rassismus

Pressemitteilung: In Gedenken an Stanislav Tomáš. Wir fordern Aufklärung nach tödlicher Polizeigewalt in Tschechien

Das Grundrechtekomitee ist entsetzt über den gewaltsamen Tod von Stanislav Tomáš - einem Angehörigen der Roma - als Folge eines Polizeieinsatzes am Samstag den 19. Juni in der tschechischen Stadt Teplice. Drei Polizisten hielten das Opfer am Boden fest, einer kniete 6 Minuten auf seinem Nacken, dann verlor Stanislav Tomáš das Bewusstsein und starb noch im Krankenwagen.

Für die tschechische Polizei steht bereits fest, dass Stanislav Tomáš aufgrund von Drogenkonsum gestorben ist. Ohne ein endgültiges Untersuchungsergebnis abzuwarten, stellten sich Tschechiens Innenminister Jan Hamáček sowie der Premierminister Andrej Babiš hinter die Polizisten und den Polizeieinsatz.

Den darauf folgenden Protesten in Tschechien gegen rassistische Polizeigewalt schlossen sich Roma aus Europa und darüber hinaus an. Der Zentralrat Deutscher Sinti und Roma sowie das Europäische Netzwerk von Basisorganisationen der Roma (ERGO) fordern die unabhängige Untersuchung zur Klärung der Todesumstände und des Polizeieinsatzes.

Guillermo Ruiz, Vorstandsmitglied des Grundrechtekomitees, erklärt zu diesem furchtbaren Vorfall: „Die antiziganistischen gewaltsamen Angriffe auf Roma haben auch in Tschechien Kontinuität. Auch wir schließen uns der Forderung nach einer unabhängigen Untersuchung zur Aufklärung des Todes von Stanislav Tomáš an.“

Bereits 2016 starb ein Roma als Folge eines gewaltsamen Polizeieinsatzes in Tschechien. Laut einer 2017 durchgeführten Umfrage haben 45% der Bewohner*innen von Roma-Siedlungen in Tschechien kein Vertrauen in die Polizei. Rassistische Polizeigewalt ist auch ein Problem in Deutschland. Sinti und Roma, Migrant*innen und People of Color sind davon besonders betroffen.

Nur wenige Tage nach dem gewaltsamen Tod von Stanislav Tomáš wurde in den USA das Urteil für den rassistischen Mord an George Floyd gesprochen. Ein Polizist wird für rassistische Gewalt verurteilt - eine Ausnahme, die nur dank der kontinuierlichen Proteste von Black Lives Matter gegen die alltägliche Polizeigewalt und deren Straflosigkeit erreicht werden konnte.