„Kick Control“ – Die Fußball-WM als Einfallstor für Abschottung, Ausgrenzung und nationalen Sicherheitswahn

Die Fußball-WM bringt nicht nur Spannung, Spaß und gute Laune mit sich. Viele Maßnahmen zielen stattdessen auf die Köpfe aller Menschen und greifen in bisher nicht bekanntem Ausmaß in ihre Grundrechte ein.

Mittwoch, den 10. Mai 2006, 18.30 Uhr im Audimax der Humboldt-Universität, Berlin, (Unter den Linden 6) Vom 9. Juni bis 9. Juli 2006 findet die Fußball-Weltmeisterschaft in Deutschland statt. 32 Nationalmannschaften werden bundesweit 64 Fußballspiele in zwölf Stadien austragen. Doch dieses Großereignis bringt nicht nur Spannung, Spaß und gute Laune mit sich. Vor allem die mit der WM verbundenen Maßnahmen zielen stattdessen auf die Köpfe aller Menschen und greifen in bisher nicht bekanntem Ausmaß in ihre Grundrechte ein.

Nur einige Beispiele für diese Eingriffe:

- Alle 300.000 WM-Beschäftigten und auch die Stadienbesucher werden durch Geheimdienste und Polizei "Zuverlässigkeitsüberprüfungen" unterzogen.

- Kameras werden massiv im öffentlichen Raum installiert, Menschen werden verdachtsunabhängigen polizeilichen Kontrollen unterzogen.

- Es wird "Gefährderansprachen", Meldeauflagen und weitreichende Aufenthaltsverbote für alle "potentiell Gewaltbereiten" geben.

- Sicherheitszonen mit sogenannten Checkpoints werden im Innenstadtbereich der WM-Städte eingerichtet.

- Der Luft- und Landraum wird durch AWACS-Aufklärungsflugzeuge "überwacht".

- Durch die mehrmonatige Einschränkung der Versammlungs- und Demonstrationsfreiheit sowie die Verdrängung von Bettlern, "aggressiven Skatern" und "Ruhestörern" wollen sich die WM-Innenstäde "störungsfrei" präsentieren.

- Es wird einen verstärkten Zwangsarbeitseinsatz von "Ein-Euro-Jobbern" für sogenannte Hilfstätigkeiten geben.

All diese Maßnahmen stehen für eine klare Einschränkung der Grund- und Selbstbestimmungsrechte, die den vermeintlichen Sicherheitsbelangen geopfert werden. Aus Angst vor dieser Überwachung werden Menschen vorsorglich ihre Bewegungsfreiheit einengen, andere werden repressiv aus dem öffentlichen Raum verbannt. Das Bedrohungsszenario internationaler Terrorismus, wirksam im Vorfeld der WM inszeniert, dient dabei als günstiger Hebel, kontroverse Sicherheitstechnologien auszubauen und Bürger/innenrechte immer weiter einzuschränken.

Die Veranstaltung wird darüber informieren, wie die geplanten Maßnahmen konkret in der Praxis aussehen und welche technischen Mittel zum Einsatz kommen werden. Es wird darum gehen, genauer zu bestimmen, gegen wen sich die "präventiven Maßnahmen" konkret richten und welchen Zweck die Aufrüstung zum "Überwachungsstaat" erfüllen soll. Diskutieren wollen wir aber auch über den Zusammenhang zwischen den Sicherheitsvorkehrungen zur WM und der Stadtentwicklung Berlins, über den Zusammenhang zwischen den zunehmenden gesellschaftliche Unsicherheiten durch den Abriss des Sozialstaates und der Verschärfung der sogenannten Inneren Sicherheit. Wo kann Protest ansetzen und wie ist Widerstand über die eigene Betroffenheit hinaus möglich?

Über diese Fragen informieren und diskutieren mit uns:

* Dr. Rolf Gössner (Jurist, Bürgerrechtler und Vorsitzender der Internationalen Liga für Menschenrechte)

* Heiner Busch (Cilip, Komitee für Grundrechte und Demokratie)

* Frank Rosengart (Chaos-Computer-Club)

* Matthias Bettag (Bündnis Aktiver Fußballfans)