19. Mai 2025 © Pxhere
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Lasst Gaza leben! Aufruf zur Bekämpfung der Hungersnot in Gaza: Sofortiger Start eines von Diplomaten begleiteten humanitären Konvois

Zusammen mit unzähligen weiteren Organisationen international haben wir diesen Aufruf unterzeichnet, er ist hier ins Deutsche übersetzt, die englische Originalversion steht darunter. 


Die palästinensische Zivilgesellschaft ruft gemeinsam mit humanitären Organisationen und Menschenrechtsorganisationen aus aller Welt dringend und geschlossen dazu auf. die bewusst hergestellte Hungersnot in Gaza zu stoppen. Die internationale Gemeinschaft muss entschlossen, unverzüglich und mit voller moralischer und rechtlicher Verantwortung handeln.

Wir sind in Echtzeit Zeug*innen des vorsätzlichen Aushungerns einer Zivilbevölkerung als Methode der Kriegsführung. Mehr als zwei Millionen Palästinenser*innen im Gazastreifen leiden Hunger. Seit dem 2. März 2025 hat Israel alle humanitären Lieferungen und lebensrettende Hilfe blockiert - dies ist die längste totale Belagerung, die der Gazastreifen je erlebt hat. 

UNICEF und OCHA haben Alarm geschlagen: Im Gazastreifen ist das Ackerland zerstört, die Fischereigewässer sind gesperrt, Bäckereien und Gemeinschaftsküchen sind geschlossen, die Lebensmittel sind ausgegangen, und die Menschen streiten sich um Wasser, während die Bombardierung unaufhörlich weitergeht. Die Kinder „gehen hungrig zu Bett“. 92 % der Kinder unter zwei Jahren und der stillenden Mütter werden nicht ausreichend ernährt. Die Krankenhäuser haben keine Blutkonserven mehr, und die bei Explosionen verbrannten Menschen haben kein Wasser mehr, um sich zu retten.

Das UNRWA und das Welternährungsprogramm haben ihre Reserven erschöpft, während Israel versucht, das bestehende, von den Vereinten Nationen betriebene System zur Verteilung von Hilfsgütern zu zerschlagen. Am 11. April 2025 erklärte das Palästinensische NRO-Netzwerk
dass sich der Gazastreifen in einem fortgeschrittenen Stadium der Hungersnot befindet.  

Es folgte eine eine offizielle Erklärung des des Staates Palästina, in der der Gaza-Streifen als Hungersnotgebiet bezeichnet und dringende internationale Intervention, auch gemäß Artikel 99 der UN-Charta nötig ist. 
Todesfälle aufgrund von Hunger sind bereits zu verzeichnen und werden voraussichtlich stark ansteigen, wenn die Bedingungen anhalten.
Nach der Integrierten Klassifizierung der Ernährungssicherheitsphase (IPC) ist die gesamte Bevölkerung des Gazastreifens die gesamte Bevölkerung des Gazastreifens von akuter Ernährungsunsicherheit betroffen, wobei eine halbe Million Menschen vom Hungertod bedroht ist.

Es besteht ein hohes Risiko, dass bald eine Hungersnot (IPC-Phase 5 - Katastrophe) eintreten wird, was ein sofortiges Handeln zwingend erforderlich macht.

Trotz dieser katastrophalen Realität stehen mehr als 3.000 Hilfsgütertransporter mit 116.000 Tonnen Nahrungsmitteln bereit, um in den Gazastreifen zu gelangen - und werden nur von Israel daran gehindert. Dies geschieht unter offener Missachtung der Grundprinzipien des Völkerrechts, wie sie in verbindlichen rechtlichen Anordnungen, einschließlich der vorläufigen Maßnahmen des Internationalen Gerichtshofs in der Rechtssache Südafrika gegen Israel, bekräftigt wurden - Anordnungen, die auch nach über einem Jahr noch immer ignoriert und nicht erfüllt werden.

Der UN-Generalsekretär António Guterres hat erklärt: „Hilfe ist nicht verhandelbar.... Der Zugang zur Hilfe muss sofort wiederhergestellt werden.... Es darf keine Behinderung der humanitären Hilfe geben. Dies ist nicht der Zeitpunkt, um rituell Unterstützung zu bekunden, ein Kästchen anzukreuzen und weiterzugehen.“

Am 29. April 2025 warnte der UN-Menschenrechtsbeauftragte Volker Türk vor dem völligen Zusammenbruch der lebensrettenden Hilfe und erklärte, dass: „Drittstaaten sind nach internationalem Recht eindeutig verpflichtet, dafür zu sorgen, dass ein solches Verhalten sofort aufhört, und sie müssen entsprechend handeln.“

Wir fordern daher die sofortige Organisation und Entsendung eines diplomatischen humanitären Konvois nach Gaza über den Rafah-Übergang.

Wir fordern die Staaten auf, sich dem humanitären Konvoi anzuschließen, indem sie offizielle diplomatische Vertretungen - auf höchstmöglicher Ebene - entsenden, um die bereits am Rafah-Übergang wartenden Hilfsgütertransporter zu begleiten und gemeinsam mit ihnen nach Gaza einzureisen. Diese Maßnahme beruht auf den rechtlichen Verpflichtungen der Staaten, ihrer Zivilcourage und ihrer menschlichen Solidarität. Zu diesem Zweck fordern wir das Folgende:

1. Wir rufen alle Staaten auf, sich öffentlich dazu zu verpflichten, sich dem humanitären Konvoi anzuschließen, indem sie offizielle diplomatische Vertretungen entsenden, um die Hilfstransporter über den Rafah-Übergang nach Gaza zu begleiten. Ein genaues Abfahrtsdatum wird bald bekannt gegeben. Die Staaten müssen auch die Bewaffnung der Hilfe und die von Israel geplanten Verteilungsmechanismen ablehnen, die die Hilfsbemühungen militarisieren und die UN-Agenturen und humanitären Akteure umgehen.

2. Wir fordern alle Staaten auf, sich mit den Vereinten Nationen und der ägyptischen Regierung abzustimmen, um die Einreise des Konvois zu erleichtern und die sofortige, ungehinderte und sichere Durchfahrt der humanitären Hilfe, des medizinischen Tees und der Medikamente zu gewährleisten.

3. Auch wenn einige Regierungen, die an den anhaltenden Gräueltaten mitschuldig sind, sich gegen eine Teilnahme entscheiden, rufen wir einzelne Diplomaten, Parlamentarier und Minister aus diesen Ländern auf, sich dem Konvoi in ihrer persönlichen Eigenschaft anzuschließen.

4. Wir fordern die internationalen Medien auf, den Konvoi zu begleiten, um Zeugnis abzulegen, die Hungersnot zu dokumentieren und die Blockade, die den Gazastreifen aushungert, aufzudecken.

5. Wir rufen die weltweite Zivilgesellschaft, einschließlich Nichtregierungsorganisationen, Gewerkschaften, Studierendengruppen, politische Parteien und Solidaritätsnetzwerke auf, sofort Druck auf die Regierungen auszuüben, den Konvoi zu unterstützen und materielle, politische und öffentliche Unterstützung zu leisten.

6. Wir fordern die Vereinten Nationen auf, die notwendigen Bewertungen und Verfahren, die erforderlich sind, um den Gazastreifen auf der Grundlage verifizierter Daten zur Hungersnotzone zu erklären, dringend abzuschließen und diese einheitliche Forderung zu unterstützen, indem sie den diplomatischen humanitären Konvoi aktiv fördern, unterstützen und sich ihm anschließen.

Dies ist ein Gebot der Menschlichkeit. 

Ein diplomatischer humanitärer Konvoi wäre ein historischer Schritt, um die Belagerung zu brechen, den Hunger zu beenden und die Ablehnung des Hungers als Kriegswaffe durch die Welt zu bekräftigen.

Dieser Aufruf stützt sich auf das Völkerrecht, die gemeinsame Moral, die Völkermordkonvention, die vorläufigen Maßnahmen des IGH, die UN-Charta und zahlreiche Resolutionen der UN, der OIC, der Arabischen Liga sowie der Europäischen und Afrikanischen Union.

Untätigkeit wird zu massenhaftem Hungertod führen, weitere schwere Rechtsverletzungen ermöglichen und das internationale Rechtssystem untergraben. Wir rufen Sie heute dazu auf:

Lasst Gaza leben. 

Beendet die Hungersnot. 

Beendet die Belagerung. 

Öffnet die Grenzübergänge.

Starten Sie den diplomatischen humanitären Konvoi - JETZT

 

 

UNIFIED CALL TO CONFRONT FAMINE IN GAZA: LAUNCH THE DIPLOMATIC HUMANITARIAN CONVOY NOW 

 

Palestinian civil society, joined by humanitarian and human rights organisations worldwide, issues this urgent and unified call: The manufactured famine in Gaza must be halted. The international community must act decisively, immediately, and with full moral and legal responsibility.

We are witnessing, in real time, the deliberate starvation of a civilian population as a method of warfare. Over two million Palestinians in Gaza are living in famine. Since 2 March 2025, Israel has blocked all humanitarian supplies and life-saving assistance - constituting the longest total siege Gaza has ever experienced. UNICEF and OCHA have sounded the alarm: in Gaza, farmland has been destroyed, fishing waters are off-limits, bakeries and community kitchens are shutting down, food has run out, and people are fighting over water amid relentless bombardment. Children are “going to bed starving.” 92% of children under two and breastfeeding mothers are not receiving adequate nutrition. Hospitals have run out of blood, and those burned in explosions are left with no water to save them. 

UNRWA and the World Food Programme have exhausted their reserves, while Israel moves to dismantle the existing UN-run aid distribution system. On 11 April 2025, the Palestinian NGO Network declared that Gaza had entered an advanced stage of famine. This was followed by an official declaration from the State of Palestine designating the Gaza Strip as a famine zone and calling for urgent international intervention, including under Article 99 of the UN Charter. Deaths from famine are already occurring and are expected to rise sharply if conditions persist. According to the Integrated Food Security Phase Classification (IPC), the entire population of Gaza is experiencing acute food insecurity, with half a million people facing starvation. There is a high risk that famine (IPC Phase 5 – Catastrophe) will soon materialise, making immediate action imperative.

Despite this catastrophic reality, over 3,000 aid trucks and 116,000 metric tonnes of food are ready and waiting to enter Gaza – obstructed solely by Israel. This is being done in open defiance of the core principles of international law, as reiterated in binding legal orders, including the International Court of Justice’s provisional measures in South Africa v. Israel - orders that remain ignored and unfulfilled over a year later.

The UN Secretary-General António Guterres has said:

“Aid is non-negotiable…. The entry of assistance must be restored immediately…. There must be no hindrance in humanitarian aid.. This is not a time for ritualistically expressing support, ticking a box, and moving on.”

On 29 April 2025, UN Human Rights Chief Volker Türk warned of the total collapse of life-saving support, stating that:

“Third States have clear obligations under international law to ensure that such conduct stops immediately, and they must act accordingly.”

We therefore call for the immediate organisation and deployment of a Diplomatic Humanitarian Convoy to Gaza through the Rafah Crossing.

We urge states to join the humanitarian convoy by dispatching official diplomatic missions -at the highest possible level- to accompany the aid trucks already waiting at the Rafah Crossing, and to enter Gaza alongside them. This is an act of legal obligation, moral courage, and human solidarity. To that end, we demand the following:

1. We call on all states to publicly commit to joining the humanitarian convoy by dispatching official diplomatic missions to accompany the aid trucks into Gaza via the Rafah Crossing. A specific departure date will be announced soon. States must also reject the weaponisation of aid and Israel’s planned distribution mechanisms, which militarise relief efforts and bypass UN agencies and humanitarian actors.

2. We urge all states to coordinate with the United Nations and the Government of Egypt to facilitate the convoy’s entry and ensure the immediate, unhindered, and safe passage of humanitarian aid, medical teams, and relief workers.

3. While some governments complicit in the ongoing atrocities may choose not to participate, we call on individual diplomats, parliamentarians, and ministers from those countries to join the convoy in their personal capacities.

4. We urge international media outlets to accompany the convoy - to bear witness, to document the famine, and to expose the blockade starving Gaza.

5. We call on global civil society, including NGOs, trade unions, student groups, political parties, and solidarity networks, to mobilise immediately - to pressure governments to support the convoy and provide material, political, and public support.

6. We call on the United Nations to immediately declare Gaza a famine zone based on the verified data, and to support this unified call by actively facilitating, endorsing, and joining the Diplomatic Humanitarian Convoy.

This is a human imperative. A Diplomatic Humanitarian Convoy would mark a historic step to break the siege, end the starvation, and affirm the world’s rejection of hunger as a weapon of war.

This call is grounded in international law, shared morality, Genocide Convention, the ICJ’s provisional measures, the UN Charter, and countless resolutions from the UN, OIC, Arab League, and the European and African Unions.

Inaction will lead to mass death by starvation, enable further grave illegalities, and undermine the international legal system. We are calling on you today to:

Let Gaza Live. End the Starvation. End the Siege. Open the Crossings. 

Launch the Diplomatic Humanitarian Convoy - NOW

 

 

 

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