25. Aug. 2022 © dpa
Demonstrationsbeobachtung / Polizei / Praxis & Aktion / Versammlungsrecht

Demonstrationsbeobachtung zu Zeiten von Social Media und verschärften Sicherheitsgesetzen

Seit Gründung des ­Grundrechtekomitees stellen Demonstrationsbeobachtungen einen wichtigen Bestandteil der praktischen Arbeit für das Grundrecht auf Versammlungsfreiheit dar. Die letzte Beobachtung während des G20-Treffens 2017 in Hamburg liegt bereits einige Jahre zurück.

Es war daher höchste Zeit zu über­prü­fen, inwieweit unser lang erprob­tes Konzept noch unter den sich wandeln­ den Bedingungen von Versammlungsdurchführung anwendbar ist und wel­che Rolle die Demonstrations­ beobachtung in einem heutigen Protestsetting spielen kann. Eine ­Situation, in der diverse Nutzer*innen Sozialer Medien Situationen bereits in Echtzeit teilen und bewerten. Aber auch ein Setting, in dem polizeilich mit weitreichenden Methoden in dieses Grundrecht eingegriffen wird und Demonstrationsteilnehmer*innen durch verschiedenste Vorschriften riminalisierbar sind.

Diese Entwicklung wird durch sehr restriktiv gestaltete, landesspezifische Polizei- und Versammlungsgesetze (wie etwa seit 2021 in NRW) verstärkt. Um wieder in die Beobachtungspraxis einzusteigen und dabei unser ­Konzept zu aktualisieren, hatten wir geplant, möglichst bald mindestens eine, wenn nicht zwei Demonstrations­beobach­tungen auch praktisch durchzuführen.

Wir hatten uns dafür zunächst die Beobachtung des Protestgeschehens in München und Garmisch-Partenkirchen anlässlich des G7 auf Schloss Elmau Ende Juni 2022 vorgenommen und für die Koordination eine befristete Projektstelle eingerichtet. Mit acht Demonstrations­beob­achter­ *innen waren wir vom 24. bis 27. Juni vor Ort und haben insgesamt fünf Versammlungen von der Anreise bis zur Abreise der Demonstrierenden ­ begleitet und auch das mehrtägige Protestcamp besucht. Unser Bericht ist hier als PDF zum Download erhältlich.

In den kommenden Monaten wird es zudem eine weitere B­eobachtung geben: Vom 31. August bis zum 4. Sep­tember werden wir mit sechs Beobachter*innen bei den ­ Protesten von „Rheinmetall entwaffnen!“ in Kassel unterwegs sein. Dort wollen wir erstmals auch prüfen, inwieweit wir schon während der laufenden Beobachtung sinnvoll und zielgerichtet Informations- und Öffentlichkeitsarbeit über das Protestgeschehen umsetzen können. Aus unseren neuen Erkennt- nissen und Erfahrungen werden wir unser Konzept bis zum Ende des Jahres überarbeiten und für zukünftige Demobeobachtungen gewappnet sein.